Licht und Wärme schenken durch Pflegehandlungen

Licht und Wärme schenken durch Pflegehandlungen

15. Juni 2023 Seite drucken

Die ersten Pflegekurse in Arlesheim gab es schon Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Ita Wegman bot ihren Krankenschwestern, den heutigen Pflegefachfrauen und -männern, eine Ausbildung, mit der sie die von ihr konzipierte Anthroposophische Medizin in der Pflege umsetzen konnten. Wie eine solche spezialisierte Pflegeausbildung heute gestaltet ist, erfragte „Quinte“-Redaktorin Verena Jäschke bei Christoph Messmer, Geschäftsführer von Soleo, der Akademie für Pflegeberufe.

Warum gibt es Soleo?

Wer eine gute Pflege machen will, braucht eine fundierte Ausbildung. Wir bei Soleo ermöglichen dies den Pflegenden – und zwar zusätzlich zur Grundausbildung. Als Ita Wegman die Anthroposophische Medizin entwickelt hat, gab sie den Pflegenden eine Menge zusätzliches Rüstzeug für ihre Arbeit mit. Die sich daraus entwickelnde Anthroposophische Pflege hat sich in den zurückliegenden hundert Jahren weiterentwickelt, und natürlich braucht es einen Ort, an dem diese Fähigkeiten oder Fertigkeiten vermittelt werden können. Soleo soll dieser Ort sein; ein Ort, an dem strukturierte Ausbildungen von hoher Qualität angeboten werden. Insofern ist es auch gut und wichtig, dass der Verein Anthroposophische Pflege in der Schweiz mit an Bord ist. Die Vorstandsmitglieder Rebekka Lang, Monika Layer und Ursa Neuhaus garantieren die fachliche Expertise und leisten dabei viel ehrenamtliche Arbeit. Der hohe Anspruch an die Ausbildung zeigt sich zudem im Begriff „Akademie für Pflegeberufe“.

Warum heisst die Institution Soleo?

Er bringt das zum Ausdruck, worum es geht: Im Lateinischen bedeutet soleo „ich pflege“. Für mich ist es vor allem ein schöner Name, mit sonoren wohlklingenden Vokalen. Darin steckt auch Sol, die Sonne, also etwas Lichtes, Wärmendes. Genau das soll Pflege ja bewirken: Licht und Wärme für den kranken Menschen bringen. Die Wärmekräfte sind ein zentrales Therapieprinzip der Anthroposophischen Medizin. 

Wann sprechen Sie von Anthroposophischer Pflege?

Das in Worte zu fassen, ist gar nicht so einfach. Viel leichter wäre es, wenn dies jeder Mensch mal erleben könnte. Für mich zeigt sich die Anthroposophische Pflege am stärksten durch die innere Haltung der Pflegenden. Das beschreibe ich am besten mit einem Beispiel: Wenn eine Pflegefachperson die besondere Haltung verinnerlicht hat, dann wird sie jedes Mal, bevor sie das Zimmer eines kranken Menschen betritt, kurz innehalten, allen momentanen Ballast abwerfen und sich für einen Moment bewusstmachen, warum sie zu wem unterwegs ist. Wenn Pflegende trotz aller Hektik im Spitalalltag diesen Moment ergreifen und füllen, ist das für mich ein passendes Bild für die Anthroposophische Pflege. Damit kommt für mich ein grosser Respekt vor dem Menschen und seiner Würde zum Ausdruck. Wenn Pflegende sich auf ihren Weg machen, um ihre innere Haltung zugunsten der Patientinnen und Patienten zu leben, wenn das quasi zu ihrer Berufung wird, macht das für mich die Anthroposophische Pflege aus.

Und dann gibt es noch Wickel und andere pflegerische Anwendungen…

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Genau – das ist natürlich das Offensichtliche in der Anthroposophischen Pflege, eben offen sichtbar: Wickel und Auflagensowie Rhythmische Einreibungen, von denen etliche durch Ita Wegman ausgearbeitet wurden. Diese sogenannten Äusseren Anwendungen gehören ebenso zur Anthroposophischen Pflege wie die oben beschriebene innere Haltung und das anthroposophische Menschenbild.

Das Wissen, dass der Mensch nicht nur aus einem Körper und allenfalls einer Psyche besteht und dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sind Aspekte, die eine Dimension des Lebens öffnen, die den Umgang im Alltag mit all seinen herausfordernden Themen erleichtern und sogar bereichern.

Wenn die Tätigkeit des Pflegens von der empathischen und therapeutischen Haltung der Pflegefachperson geprägt ist, kann die Beziehung zum Patienten differenziert und unter therapeutischen Gesichtspunkten bewusst gestaltet werden. Diese Qualitäten im Pflegeprozess beschreiben die 12 pflegerischen Gesten, die ebenfalls zentral in unserer Ausbildung sind.

Wie kann Anthroposophische Pflege eingesetzt werden?

Sie unterstützt ganz markant den Heilungsprozess und das Wohlbefinden auf allen Ebenen. Viele Patientinnen und Patienten sind unsicher, haben Angst. Dank einer vertrauensvollen Beziehung können sich die kranken Menschen getragen, wahrgenommen und geschätzt fühlen. Für mich hat das eine „Engelsqualität“. Und auch hier spielt wieder die Haltung eine zentrale Rolle. Diese andere Haltung wird von Patientinnen und Patienten bemerkt und geschätzt. Und dabei geht es nicht immer um den Zeitfaktor, der im heutigen Pflegealltag zu grossen Belastungen und Einschränkungen führt. Mir ist bewusst, dass die Ansprüche der Wirtschaftlichkeit und die enorme und weiter zunehmende Dokumentationspflicht reichlich Druck auf die Pflegenden ausüben. Aber es ist eine andere innere Qualität, die geschaffen werden kann.

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Für wen sind die Kurse bei Soleo konzipiert?

Soleo ist die Akademie für Pflegeberufe und konzipiert die Kurse primär für diplomierte Pflegende, Fachangestellte Gesundheit (FaGe) und Pflegehilfen resp. die Pflegeassistenz. Manche Module werden auch von Hebammen sowie Therapeutinnen und Therapeuten besucht. Zum Beispiel werden in der Craniosacraltherapie die Anwendungen oft mit Rhythmischen Einreibungen kombiniert. Zudem haben wir ein paar Kurse, die auch für pflegende Angehörige ausgelegt sind, zum Beispiel „Das Lebensende“. Die Teilnehmenden kommen aus Akutspitälern, aus Altersund Pflegeheimen, aus spezialisierten Kliniken. Zunehmend werden unsere Kurse auch durch Pflegende der Spitex besucht, deren Organisationen das Angebot erweitern wollen.
Wir haben etwa 50 Prozent Teilnehmende aus anthroposophischen Institutionen. Gerade externe Teilnehmende übernehmen einen Grossteil ihrer Kurskosten selbst. Mich freut besonders, wenn solche Pflegende für ihren Kurs in Vorleistung treten, dann das Gelernte in ihrem Arbeitsbereich anwenden und damit auffallen. Durch positive Rückmeldungen der von ihnen behandelten Menschen wird auch ihr Arbeitgeber darauf aufmerksam und übernimmt dann zum Beispiel Kosten für Folgekurse.

Was ist das Besondere an diesen Ausbildungen?

Wir haben hochqualifizierte Dozentinnen und Dozenten, die im Pflegealltag stehen. Sie vermitteln natürlich auch Theorie, aber sie sind selbst höchst erfahren in der Pflege und können dadurch die Inhalte ganz praxisnah und aus eigenen Erfahrungen vermitteln. Dadurch werden unsere Kurse „anfassbar“ für die Teilnehmenden.

Warum sollte eine Pflegefachperson einen Kurs bei Soleo besuchen?

Wie schon mehrfach erwähnt: Es geht um die Haltung zum Menschen, der Pflege braucht. In den Soleo-Kursen lernt man, das Gegenüber besser, ganzheitlicher zu erfassen und zu verstehen, um so gezielter auf seine Bedürfnisse eingehen zu können. Bei der Pflege von Menschen mit Beeinträchtigungen, die sich oft nicht klar mitteilen können, sind Wickel und/oder Einreibungen wertvolle Mittel, um einen tieferen Zugang zum Patienten erreichen zu können. Er wird dadurch ruhiger und kann sich besser entspannen, was auch die Selbstheilungskräfte fördert.
Es braucht im Pflegeberuf zudem viel persönliche Entwicklung um die Fragen: „Wie werde ich wahrgenommen, und wie wirke ich?“. So trainieren wir beispielsweise Einreibungen immer in Dreiergruppen: Eine Person reibt ein, eine zweite wird eingerieben, und die dritte beobachtet und beschreibt, was sie sieht, welche Stimmung entsteht. 

Wie lässt sich diese Stimmung beschreiben?

Ich habe schon oft Einreibungen erlebt, auch in Schulungssituationen. Was mich dabei immer wieder begeistert hat: Wenn der absolute Fokus auf dem einzureibenden Menschen liegt, also alles rundherum ausgeblendet wird, dann entsteht da wie ein heiliger Moment. Da geht ein Raum auf, und ich merke, da ist eine Qualität, eine Begegnungsqualität, ein „Von mir zu dir“. Und so etwas lernen unsere Kursteilnehmenden schon in den Modulen der Stufe 1. Denn auf diese Haltung kommt es meiner Meinung nach an. Und dafür gibt Soleo in den Kursen viele Impulse. 

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Die Soleo Akademie für Pflegeberufe wird von der Klinik Arlesheim,

von APIS (Verband Anthroposophische Pflege in der Schweiz) und dem Förderverein Anthroposophische Medizin getragen. Unter dem Stichwort «Ganzheitlich pflegen lernen» bietet Soleo eine Vielzahl von Modulen an.  Finanziert wird die Pflegeakademie durch die Kurskosten sowie durch Beiträge der Klinik Arlesheim und des Fördervereins.
 
Soleo arbeitet nicht kostendeckend.
Eine Unterstützung der Pflegeausbildung ist stets willkommen:
IBAN CH90 0900 0000 8004 0372 6,
Förderverein Anthroposophische Medizin,
8805 Richterswil, Vermerk: Quinte/Pflegefonds

Weitere Informationen: soleo-akademie.ch

Soleo Logo Web 2021

 

Christoph Messmer
Seit 2007 Geschäftsführer Förderverein Anthroposophische Medizin. Ehemals Trägerverein Paracelsus-Spital. Seit 2015 Geschäftsführer der Soleo Akademie für Pflegeberufe.
ch.messmer@foerderverein-anthromedizin.ch
Seit 2007 Geschäftsführer Förderverein Anthroposophische Medizin. Ehemals Trägerverein Paracelsus-Spital. Seit 2015 Geschäftsführer der Soleo Akademie für Pflegeberufe.

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Marketing und Kommunikation, Klinik Arlesheim AG
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